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MB Tümmler unser Hausboot --2.

 

MB Tümmler Spaß bis zum Ende

 

Die Teltow -Werft war geschlossen, wir waren immer noch beide Lehrlinge, auch Akke wegen der "Ehrenrunde"

So wurde die restliche Lehrzeit auf den Deutschen Industrie Werken (DIW) fortgesetzt.

Wir lagen mit dem Tümmler auf dem Griebnitzsee,  am Ufer in Sichtweite der "Söhnel-Werft" und mit Sicht auf den Weg!!!

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Gegenüber war der Camping Platz, direkt an der Grenze, die in der Mitte des Sees deutlich sichtbar war.

 

Tierische Freunde haben sich gern an unseren kleinen Steg aufgehalten.

Den hatten wir gebaut um "trocken" an Land zu kommen , wenn wir direkt auf Grund mit dem MB Tümmler am Ufer lagen.

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Es war eine wunderschöne Landschaft, die Ufer meist mit Schilf bewachsen, alter großer Laubbaumbestand, kein Schiffsverkehr und alles strahlte gewisse Ruhe aus.

Es war schon etwas besonderes im damaligen West-Berlin an einem solch schön Platz zu "wohnen".

Wir haben es genossen als "Jünglinge", das "unabhängige" Leben, die Schönheit der Landschaft, die Freihet -mit dem Blick auf die "Grenzanlagen" der DDR- und unserer MB Tümmler!

 Selbst fühlte man sich "groß und stark", jedenfalls selbstbewußt!

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Es war klar, dass wir beide auf dem "Hausboot "(noch ohne Motor) wohnen würden.

 

Nicht lange hin, da hatten wir vom Campingplatz gegenüber eine junge Katze geschenkt bekommen, die den Alltag noch mehr belebte. "Katzen-tatzen-abdrücke" im Berufsschulberichtsheft oder angeknabberte Seiten mussten wir unserem Lehrmeister erst einmal erklären!!

Auf Grund der Katze legten wir den Tümmler etwa 10 m vom Land weg vor Anker.

Wir hatten ja die Paddelboote um an Land zu kommen.

 

So gestaltete sich der allgemeine Tagesablauf wie folgt:

 

04.00 Uhr aufstehen, Katze versorgen (oder deren angerichtete Schäden beseitigen (ausgerolltes Toilettenpapier, Berichthefte angefressen oder mit farbigen Tatzen markiert, alles vom Tisch beseitigt, Gardinen heruntergeholt usw.), Kaffee auf dem Gaskocher, "Katzenwäsche", dann mit dem Paddelboot an Land, fast einen Kilometer zu Fuß (später mit altem Fahrrad) zum Bus, mit dem zur S-Bahn nach Spandau-West (heutiger Bhf Stresow), zu Fuß zum Werkseingang in der Freiheit 10 und kurz vor 06.00Uhr "gestempelt".

Nach Feierabend um ca.15.00 den gleichen Weg zurück.

Freitags war Berufsschule, da konnte man ein wenig später aufstehen.

Ich blieb jedoch anschließend in der Schule auf der Insel Eiswerder und büffelte dort bis um 21.00 Uhr.

Dienstags legte ich noch ein kleines Zwischenrunde ein.

Nach der Arbeitszeit mit dem Bus zur Berufsschule auf Eiswerder in Spandau und dort bis wieder 21.00 Uhr auf der Schulbank zur "Fachschulreife".

Kann mich noch erinnern , gute 10 Minuten von der Insel zur Endhaltestelle des A 10 in der Daumstr , in Haselhort gelaufen, mit dem Doppeldeckerbus weit über eine Stunde unterwegs  nach Kohlhasenbrück, wo ich an der vorletzten Haltestelle, mitten im Wald, aussteigen musste.

Dann noch wieder knapp 10 Minuten durch den Wald gelaufen, auch im Dunkeln, und ein Stück am See in wunderbarer Umgebung  entlang bis zum Schiff.

Jeden Sonnabend dann auch wieder morgens gegen 07.00 Uhr los und gegen 15.00 Uhr wieder von der Spandauer Berufsschule auf Eiswerder zurück.

 

Es gab aber auch noch Freizeit, die wir vielfältig nutzten.

Sehr oft sind wir im Morgengrauen oder spät abends mit dem Paddelboot an das Ende des Griebnitzsees gepaddelt und  haben geangelt, um uns und der Katze etwas zu "futtern" zu besorgen. Smutje ist natürlich auch ins Paddelboot gesprungen und hat alles vom Bug aus beobachtet, auch während der Fahrt.

 

An jedem Wochenende war das Boot voll, die Freundinnen kamen, aber auch viele andere Freunde besuchten uns.

Unser Leben war ausgefüllt und wir hatten viel,viel Spaß und waren  vollauf zufrieden,das man mal ein Kopfstand machne kann.

 

 

Unserer Kätzchen Smutje hat uns wohl vor einer Entführung gerettet.

Mitten in der Nacht, gegen 2.00 Uhr, es war stockdunkel und windstill, weckte die Katze mich auf.

Ich lag in der unteren Koje und schob sie beiseite.

Da hörte ich plötzlich ein Geräusch, als ob jemand auf dem Schiff war.

Ich bewegte mich vorsichtig aus der Koje und weckte meinen Freund Akke. Die Geräusche kamen vom Heck. Wir bewegten uns  beide lautlos vorsichtig, inzwischen mit Schlaggegenständen sowie Taschenlampe bewaffnet, nach hinten und rissen blitzartig die Tür auf. Im Schein der Taschenlampe sahen wir noch eine Person vom Heck ins Wasser springen. Nach den Geräuschen mussten noch mindestens zwei weitere Personen im  Wasser weggeschwommen sein.

Im Strahl der Taschenlampe sahen wir die Grenzboje zur DDR keine 10 m von uns im Wasser. Das Schiff bewegte sich immer noch sachte in Richtung Grenze. Wir ergriffen schnellstens unsere  auf dem Dach liegenden Paddel und konnte die Fahrt in Richtung Grenze in der Mitte vom Griebnitzsee stoppen.

Wir paddelten das Schiff wieder zurück und setzen es am Ufer auf Grund, da ja der Anker mit Leine weg war.

Wir waren noch nicht weit weg von der Grenzmarkierung, da wurde es taghell im Scheinwerferlicht des DDR Grenzbootes, was sich offensichtlich die ganze Zeit in der Nähe befand.

Offensichtlich hatten sie ihre Kameraden wieder an Bord genommen.

Da sie das Scheinwerferlicht nicht abschalteten "zogen wir blank" und sie konnten unsere beiden Hinterteile betrachten.

Zack und siehe da, das Licht ging aus und das Boot entfernte sich, es wurde  endlich wieder still.

Die Anker mit den Leinen fanden wir auch wieder und legten uns wieder an "unseren" Platz, ca. 10-15m vom Ufer entfernt.

Eigentlich war das schon ein starkes Stück was sich dort abgespielt hatte!

 

 Wochenendbesuch mit Sonnenbad auf dem Dach

 

An den Wochenenden bekamen wir beständig Besuch und auch das Bootsdach war oft  voll.

In der Woche kamen oft die Mütter und brachten uns Verpflegung  in der Angst ihre Jungs könnten verhungern.

Wir fanden das natürlich toll!

 

Wir lagen dort günstig und hätten "Eintrittsgeld" für das Befahren des Griebnitzsee nehmen können. Früher lag ein ähnliche Schiff an diesen privaten Gewässern und kassierte für motorbetriebene Boote schon am kleinen Wannsee ab.

Einige der Bootführer dachten nun wohl wir wären nun dieses "Abkassierboot" und wollten bei uns bezahlen. Das waren witzige Situationen.

Auch das Boot der Wasserschutzpolizei kam öfters zu uns längsseits , um einen Plausch zu halten.

Irgendwann hatten wir auch das Geld für einen 40 PS Außenbordmotor von Evinrude, den wir vom Steuerhaus bedienen konnten und legten auch eine elektrische Lichtanlage über Batterien.

Wir waren dann mit dem Schiff "MB Tümmler" fast überall auf der Unterhavel bekannt, fast wie ein "bunter Hund"!

Wir hatten dann auch irgendwie genug Geld, um aus dem offenen Vorschiff  einen Raum für  2 Schlafkojen zu bauen.

 

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Natürlich auf der Werft der Deutschen Industrie Werke, wo wir ja arbeiteten und zu allem Zugang hatten.

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Dort benutzten wir die dortige Slipanlage und kauften auch das Material auf der Werft.

Ein neuer Unterwasseranstrich und  sonstige notwendige Reparaturen führten wir dort mit Unterstützung von unserem Freund Günter durch.

Da waren wir zu dritt!

             Wahnsinnig coole Typen könnte man meinen!

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Wir waren dann an auf der gesamten Havel unterwegs, meist lagen wir in der Lieper Bucht oder bei Schildhorn .

Es  war eine wunderbare unbeschwerte Zeit und jede freie Stunde wurde auf dem Schiff verbracht.

 

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Sonnenuntergang  vor Schildhorn

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Die Flexibilität durch den Motor wurde ausgenutzt, die Benzinkosten waren schon erheblich.

Da wir nun "Gesellen" für Stahlschiffbau waren  und gutes Geld verdieneten war dies kein Problem

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Wir mussten uns auch einen neuen Liegeplatz suchen und fanden ihn auch einer kleinen Reparaturwerft in Pichelswerder, in der sog. "Havelschlenke" (Heute heisst dies wohl: Marina Toni`s Werft)

Als Liegegebühr arbeiteten wir gelegentlich dort für den Werftinhaber.

Dort haben wir auch ein Leben  gerettet.

Als wir an einem Freitag abend zum Schiff kamen, hörten wir leise Hilferufe und das Wimmern einer Frau. 

Wir rannten zum Ende des Anlegers, wo ein kleineres Binnenschiff - die "MS Erika" - festgemacht hatte.

Eine Frau war am Bug des Schiffes im eiskaltem Wasser und hielt sich mit letzter Kraft an einem "Reifen-Fender" fest.

Offensichtlich war sie schon längere Zeit im Wasser und hatte nicht die Kraft sich wieder auf den Anleger zu ziehen.

Kurz darauf wussten wir auch warum!

Als wir ihre Arme packten und sie hochzogen, war es ein ausordentlicher Kraftakt, denn die Dame  war sehr, sehr üppig beleibt.

Obwohl sie wegen der Erschöpfung nicht mithalf, gelang es uns doch sie auf den Anleger zu ziehen.

Der Skipper (richtig: Schiffsführer) der "MS Erika" und gleichzeitig der Mann von Erika, die Pitschnass auf dem Anleger saß, war in der kleinen Kneipe (Lokal) nebenan.

Akke ging in die Kneipe und erzählte was geschehen war, worauf alle "Gäste" sofort auf die Werft rannten und mithalfen Erika an Bord zu bringen. Der Skipper, wir nannten ihn später "Schlabuffke", war uns sehr dankbar für die Rettung seiner Frau.

Jedesmal wenn er unser MB Tümmler auf der Unter-Havel sah, begann ein Signalgetöse.

Zweimal  (leer) verließ er sogar die Schiffahrtsroute und sie legten sich bei uns vor Anker,

dann wurde gebechert ,"Klaren" auf der Kaffetasse!

Erika machte auch  immer etwas zu essen und es wurde gefeiert im Steuerhaus.

Erregte teilweise großes Aufsehen, wenn er plötzlich irgendwo ankerte und entsprechende Flaggensignale für "Störfall bzw Motorschaden" setzte.

Die Binnenschiffer (alter Art mit den 50m länge Schiffen) war verwachsen mit ihrem Schiff.

Es wurde dann aber immer unrentabler für diese kleinen Schiffe und ich weiß nicht was aus ihnen geworden ist.

 

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Eines Tages besuchte uns eine Filmgesellschaft am Liegeplatz und besichtigte das Schiff und wollte das Schiff  für einen Film mieten, mit Mannschaft.

 

Mit unserem Schiff wurde dann sogar auch tatsächlichein Film gedreht:

 

                      Auf Sch..ßer schießt man nicht

https://de.wikipedia.org/wiki/Auf_Sch**%C3%9Fer_schie%C3%9Ft_man_nicht

 

Unter diesem Titel ist er noch auf Youtube zu sehen.

Ist aber kein Reißer geworden, sondern Klamauk!

Edgar Froese in NEVER SHOOT THE BATHROOM MAN  (Full Movie - 1969)

 

Berufswechsel

Mein Traum vom Schiffbauingenieur verflog sich schon bald nach Beendigung der Lehre, mit den Kosten fürs Studium und wegen der "Frauengeschichten".

Ich fing ein neues Kapitel an bei der Bereitschaftspolizei an und Akke  als Fernfahrer bei seinem zukünftigen Schwiegervater.

Da war für ihn nur Fahren, Fahren und Fahren, ...für wenig Geld

Ich bei der Bereitschaftspolizei hatte später im 24 Stundendienst viel Freizeit unter der Woche und konnte den "MB Tümmler" nutzen.

Mit den jungen strotzigen maskulinen Kameraden hatten wir oft  dicht vor den Schwimmerbegrenzungsboyen des Strandbades Wannsee parallel geankert.

Ein "guter Anschwimmpunkt für nette Madels" die einen gekühlten Drink nicht ausschlugen.

Nur darüber gäbe es schon viele Geschichten zu erzählen!!

 

Akke hatte beim Schwiegervater gekündigt und bei einer anderen Firma als Fernfahrer angefangen.

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Ich hatte einen zweier Führerschein und fuhr gelegentlich auch nach Helmstedt, Duderstad, Rinteln pp. um Steine oder Dachpfannen zu holen.

So konnte ich mein Gehalt von 450 DM  bei der Bereitschftspolizei in der Freizeit aufbessern.

Für Firmenfeste und auch Vatertage hat Juniorchef der Firma in Zehlendorf unser "MB Tümmler" gemietet.

Honorige Herren fanden die Touren auf der Unter- und Oberhavel mit Schleusengang, natürlich mit  Anlegen an den besten "Strandlokalen", unvergeßlich.

Im Leben ändert sich jedoch ständig alles und somit  auch unsere Verhältnisse und Interessen.

Das "MB Tümmler" wurde von uns kaum noch genutzt und kostete aber Geld und Zeit zu Erhaltung, die wir immer weniger hatten.

 

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 Das sind sie , zwei Freunde die wie Pech und Schwefel  bis zum Schluß zusammenhielten!

 

So endete die Geschichte der "MS Tümmler"  

mit dem Jahr 1971, wo wir das Schiff komplett  an den Besitzer der kleinen Werft in Pichelswerder übereigneten.

 

Es war ein wunderschöner, interssanter, erlebnisreicher Lebensabschnitt aus der "Jugendzeit", die damit auch endete.

Nicht jedoch endete unsere grenzenlose Liebe zum Wasser!!

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Stefan Kriese (Donnerstag, 28 März 2024 06:57)

    Toller Einblick in eure Zeit. Mein Vater wird sich freuen darüber zu lesen. LG aus Hennigsdorf und halt die Ohren steif. Stefan

  • #2

    Norwegerklaus (Donnerstag, 28 März 2024 09:29)

    Danke Stefan, dein Vater war aber auch aktiv!


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