· 

Dann eben zur Polizei --Teil 2--

 

Handwerker in Uniform

 

Ich landete wirklich bei der BPA I. 5. Bereitschaft (Notstandsbereitschaft) in der Eiswaldstr. in Lankwitz. Es wurde gerade in einen modernen Neubau umgezogen.

Schöne moderne helle Räume, die bei einigen von den langweiligeren 24 Stundendiensten als "DOKO-Höhlen" (Kartenspiel -Doppelkopf) umgestaltet wurden.

 

 Bild-Url: https://up.picr.de/35165614lj.jpg

Es war teilweise wirklich so wie "Hopper" es beschrieben hatte.

Die Arbeitseinsätze im öffentlichen Stadtgebiet wurden zwar mit der olivgrünen Kombi, aber mit Blauen Kragenhemd und Schlips ausgeführt.

 Bild-Url: https://up.picr.de/35165615io.jpg

"Rammen" von Pfählen mit der Hand und mit Technik für den Notfall.

Bild-Url: https://up.picr.de/35165618kz.jpg

Die Explosionsramme Delmag HR 2 , mit dem typischen Bumm-Tschak......Bumm-Tschak , dürfte jeder früher schon mal im Straßenbau gehört haben. Hier als "Pfahl-Ramme" genutzt, mit speziellem Gestell.

 

Bild-Url: https://up.picr.de/35165617mn.jpg

Hier stimmt die Arbeitskleidung!

 

Bild-Url: https://up.picr.de/35165613hj.jpg

Pausenbrote gab es auch!

Alle möglichen Aufgaben für öffentliche oder halböffentliche Institutionen wurden erledigt, wie Zaunreparaturen, Aussichtsplattformen für die innerdeutsche Grenze  oder Steganlagen gebaut, Bäume gefällt. Sie galten immer als "Ausbildungseinsätze".

 

Die Beförderung zu Polizeioberwachtmeister lies nicht lange auf sich warten. Wurde dann auch zu einem mehrmonatigen "Unterführerlehrgang" ausgewählt und noch mehr in militärischen Dingen, Taktik, und erste polizeiliche Führungslehre pp. Ausgebildet. "Sandkastenspiele", aber auch tatsächlich im Grunewald, mit dem fiktiven Lagebild: "Betriebskampfgruppen der sog. DDR" sickern über die S-Bahn nach West-Berlin ein!

Es wurde Lagebild -Erstellungen sowie -Beurteilungen bis zur  Beschlussfassung und auch klare Befehlsgebung  geübt.

Die Pausen wurden effektiv genutzt!

 

Dieser mit gut bestandene Lehrgang war auch die Grundlage für die  nächste baldige Beförderung zum Polizeihauptwachtmeister mit der Möglichkeit vorzeitig die Polizeischule Spandau (Heute: Polizeiakademie) zu absolvieren, um ein vollwertiger "Streifenpolizist" zu werden.

Natürlich war dies auch die Voraussetzung zum Polizeimeister ernannt werden zu können und in die reguläre Schutzpolizei auf ein Revier oder zum Einsatzkommando zu kommen.

Die meisten strebten "aufs Revier" zu kommen, denn bei der Bereitschaftspolizei gab es nur für wenige Möglichkeiten des Fortkommens. Ich hatte natürlich wieder das Glück, dass mir in der 5.N Bereitschaft die Stelle eines "Hallenwarts" angeboten wurde.  Ich entschied mich dort zu bleiben nach dem äußesrt erfolgreichen  Besuch der Polizeischule Spandau und wurde in die "Stammmannschaft der 5. N Bereitschaft" mit drei "Petschelschlägen" (Schläge mit langen Stechpaddeln aus den Schlauchbooten) aufgenommen.

Dazu wurde ein Fest veranstaltet für drei "Neuen", die natürlich für die meisten Getränke sorgen mussten.

Nach der Verteilung der eigens erstellten "Urkunden" mussten die Kandidaten "blank ziehen", sich über einen Tisch beugen und erhielten drei kräftige Schläge mit dem langen Paddel auf den nackten Hintern.

Über den Wert dieser Aktion kann man verschiedener Meinung sein.

Jedenfalls tat das höllisch weh und man verbrachte den Abend nur stehend in den barähnliche ausgebauten  Räumlichkeiten  der "Pioniere" !

 

Somit war man dabei und ich hatte mein kleines vorgegebenes Ziel erreicht:

                                                                     Handwerker in Uniform

Das Alltagsleben war aber eigentlich keine Herausforderung , deshalb wurde ich in der Gewerkschaft der Polizei (GdP) aktiv. Aber vielleicht dazu später noch mehr.

 

 

 

Wir waren auf dem "Schirm"!

Wir reisten mit eigenen Fahrzeugen an, jedoch der Dienstausweis, Uniformen und Sonstiges wurde an die Kaserne mit der Post gesandt, da wir  nichts mitführen durften.

Ich war gerade zum "Obermeister" befördert geworden und kam mit meinen schwarzen Ford an die Grenze in Staaken um über die "5" (Bundesstr. 5) durch die DDR nach Boizenburg zur Grenzkontrollstelle Horst zu fahren. Es war eine Schlange und es gab das übliche Einsammeln der Papiere durch die "Grenzer". Ich richtete mich schon auf eine lange Wartezeit ein, da kam ein "Grenzer" und wies mich an nach vorne vor den Schuppen zu fahren. Ich scherte aus der Schlange aus und fuhr dorthin.

Mir schoss es durch den Kopf, ach du Sch…..!

Das wird bestimmt eine "Filz - Kontrolle". Hast du auch nichts dabei, was Probleme bereiten könnte, wie Zeitschriften, Bücher oder Unterlagen der Polizei?

Oh je, ich habe im Handschuhfach einen in Leder eingenähten ca. 15 cm langer "Prügel" der vorn eine runde Verdickung hatte. Sowas wurde auch als "Totschläger" bezeichnet und dient eigentlich meiner Selbstverteidigung, aber gilt das hier als anmeldepflichtige Waffe??

Es war schon komisch als ein anderer älterer "Grenzoffizier" ans Fahrzeug trat und mir zeigte, dass ich das Fenster herunterkurbeln sollte. Er grüßte höflich, fragte wohin es gehe und nach dem Zweck meiner Reise. Ich sagte, dass ich nach Lübeck wolle und Freunde besuche.

Er grinste, gab mir meine Papiere ohne weitere Kontrolle und sagte: " Herzlichen Glückwunsch zur Beförderung Polizeiobermeister Thiel und gute Fahrt!

Hastig warf ich die Papiere auf den Nebensitz und wollte meinen Ohren nicht trauen.

Ich startete den Motor und würgte ihn ab. Bei zweiten Start klappte es und ich fuhr zügig aber voller Nervosität davon.

Auf der anderen Seite am Grenzübergang in Horst war alles normal und ich überlegte , ob ich diesen Vorfall melden sollte, was ich aber verwarf, da ich nichts vorwerfbares getan hatte, keine Anwerbung stattfand und es bekannt war, dass die DDR (Stasi) jeden Polizisten in West-Berlin auf dem Schirm hatte.

 

Nur mal so zwischendurch weil es passt:

Bei einer anderen Fahrt von Kiel in Richtung Berlin, wir kamen von einem bundesweiten Gewerkschaftstreffen der Jungen Gruppe in der GDP (Gewerkschaft der Polizei) hatte ich "Manne" mit genommen.

Wie immer standen wir in Horst in der Schlange an der Kontrolle.

Etwa 5 Autos vor uns stand "Schulle" neben den Wagen winkte uns zu und wies auf ein Kontrollhäuschen für "Generaluntersuchungen von Pkws".

Heute würde ich sagen er hat vielleicht dem Grenzoffizier das Zeichen gegeben, denn der wies uns postwendend aus der Autoschlange in dieses Häuschen.

Die Tore gingen zu.

Keiner konnte uns mehr sehen und es gab Anweisungen nach Abstellen des Motors alle Türen, die Motorhaube, Handschuhfach und den Kofferraum zu öffnen. Alle Gegenstände, aber auch alle, auch Fußmatten und sonstiges nicht festgeschraubtes mussten von uns auf einen ca. 6 m langen Tisch gelegte werden.

Mir war mulmig aber Manne schlotterte und hatte regelrecht Angst vor möglichen Folgen.

Da ich schon einige Erfahrungen mit den Grenzern, die fast alle sächsischen Dialekt sprachen und davon die schlimmsten noch Brillen trugen, die wie geschliffenen Flaschenböden  aussahen, durch die Fernfahrertätigkeit mit meinem Freund Akke hatte und  auch die einschlägigen Vorschriften der Berliner Polizei für das Verhalten im "Transitverkehr durch die DDR" gut kannte, war ich ein wenig gelassener.

Nur der typische Grenzer, wie schon beschrieben, war überheblich und die Stimme zusammen mit dem "Bubigesicht" und der "Brennglasbrille" machte mich innerlich wütend, während er immer wieder noch Anweisungen gab dies und jenes herauszuholen, aufzumachen und auf dem Tisch auszubreiten. 

Die Aktenordner mit den Gewerkschaftsunterlagen wurden sofort herausgetragen und vermutlich zum Kopieren gebracht. Nun gut, da stand nichts drin, was nicht öffentlich zugänglich war, sogar der Beschluss der Versammlung die "DDR nicht nur faktisch" anzuerkennen. Daraus konnte man aber erkennen, dass wir Polizeibeamte sind!

Immer wieder fragte mich der "Grenzer" welchen Dienstgrad ich bei der Berliner Polizei hätte.

Nach einer Weile war ich genervt und schaute demonstrativ auf seine Schulterstücke. Ich meinte mit dem silbernen Rand ohne Streifen wäre er Unteroffizier. Worauf ich auch überheblich antwortete: "Jedenfalls habe ich da mehr Streifen!"

Prompt kam die Retourkutsche mit meinem Schlagwerkzeug, es sei eine Waffe und verboten! Es gab ein Hin und Her und das "Schlagwerkzeug" wurde zum Hauptgebäude gebracht.

 

Nach einer kurzen Zeit kam wieder derjenige Grenzer mit den Aktenordnern zurück. In Begleitung war ein war ein schon älterer Offizier, der das lederne Schlagwerkzeug in der Hand immer wieder in die andere Hand schlug, uns anschaute und unsere Dienstgrade und unsere Dienststellen bei der Berliner Polizei erfragte. Wir nannten das erlaubte, Dienstgrad und Bereitschaftspolizei Berlin.

Nach einem kleinen Geplänkel über unser "Aussageverbot" bezüglich näherer Angaben, gab er mit den kleinen ledernen Prügel in die Hand, wünschte eine gute Weiterfahrt und verschwand wieder.

Keiner sprach mehr und wir packten unsere Kleider pp. wieder in die Taschen und alle Gegenstände wie Fußmatten, Schonbezüge, Dinge aus dem Handschuhfach , dem Kofferraum und alles Andere zurück ins Auto. Wir schlossen Motorhaube und Kofferraum setzten uns ins Auto und erhielten das Zeichen zum Starten und hinausfahren als sich das vordere Tor öffnete. "Manne" und ich stellten uns wieder in die Autoschlange und ließen die "normale" Kontrolle mit über 2 1/2 Stunden Verspätung über uns ergehen.

Die mit dem "Schulle" fuhren waren da schon fast in Berlin.

Fazit:

Wenn ich heute mit sächsischen Dialekt höre, dass man nicht genug die Lebensleistung würdigt und man sich abgehängt fühlt, habe ich ein Würgen im Hals und mein Puls steigt merklich!

Warum ist die wohl so??

 

Zum Bundesgrenzschutz Pioniere

Nun wieder weiter im Geschehen in Lübeck, wo ich mich am Kasernentor als Polizeiobermeister Thiel aus Berlin vorstellte und der dort die Hacken zusammen knallte und mit hab Acht und Hand an der Mütze zackig grüßte.

Ach her je, was ist das denn, dachte ich.

Wir speisten auch in der Kantine mit den "Offizieren" und nicht mit den gemeinen Grenzern. Es war alles viel militärischer und unsere "Ausbilder" im Rang  alle nachgeordnet und meist ohne Berufsausbildung.
8 Wochen in Lübeck

Eine 8-wöchige  technische Ausbildung bei einer Pioniereinheit der Bundesgrenzschutzes in Lübeck vollendete die Ausbildung zum Geräte- bzw. Hallenwart der selbstständig für ständig einsatzbereite Gerätschaften für den Einsatzfall zu sorgen hatte.

Lübeck war schon etwas besonderes, denn der Lehrgang bestand aus nur 4 Berliner Polizisten mit abgeschlossenen Berufsausbildungen im technischen Bereich.

 

Bild-Url: https://up.picr.de/34943913mj.jpg

 

Hat viel Spaß gemacht dort, für uns junge Kerle natürlich auch noch mehr das Nachtleben am Hafen von Lübeck.

Für uns war dies kein Problem, wir hatten unseren Spaß und die Abschlussprüfung kein Hindernis.

 

Bild-Url: https://up.picr.de/34943916jt.jpg

 

Für mich war besonders interessant die ausfühlichen Unterweisungen für Evinrude-Bootmotoren, Motorkettensägen von Stihl und das Bäume fällen und mit der speziellen Axt entborken, beim örtlichen Förster im Revier, wo gerade ein Sturm gewütet hatte.

 

 Bild-Url: https://up.picr.de/34943918vh.jpg

 

 Bild-Url: https://up.picr.de/34943917ff.jpg

Natürlich mit Grill, Lagerfeuer und Getränke!!!

Bild-Url: https://up.picr.de/34943909pr.jpg

 

Das Nachleben von Lübeck am Hafen war unser "alltägliche Brot", denn am Wochenende ging es fast immer Freitag nachmittags bis Sonntag abends nach Berlin.

Die acht Wochen waren nicht gesundheitsfördernd, sondern haben uns weit, weit zurückgeworfen.

Insgesamt hätte man sich diesen Lehrgang in Lübeck aber sparen können.

Der Alltag eines Hallen- oder Gerätewartes bei der " Pinoniereinheit" war eigentlich halbwegs eintönig und für mich war dies eine Unterforderung, obwohl die Übungen im Gelände und die Arbeiten interessant waren. Sie wurden  aufgrund der Vorfälle um den "Schahbesuch am 2. Juni" und danach immer weniger, denn die Bereitschaftspolizei war  in "geschlossen Einsätzen" mit Helmen, Schutzanzügen und Schildern  auf der Straße fast pausenlos mit unschönen Szenen und Erinnerungen.

 

Es reicht erst einmal ,vielleicht fällt mir dazu demnächst noch etwas ein.

 

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0